Performance "Aktsaal" Carmen Oberst Kunstraum Hamburg 2001
„Es gibt tatsächlich nur eine herrliche, riesige gegenseitige Verflechtung.“ Michel Djerzinski in „Elementarteilchen“ von Michel Houellebecqs,(Köln 1999,
S.341)
Computer wider Gebrauchsanweisung
Wer sagt eigentlich, dass Programme eines Computers nur wie im Handbuch verwendet werden können? Diejenigen, die unter der ganzen
Zweckmäßigkeit ihrer Soft- und Hardware leiden und immer noch behaupten, ihre „Kiste“ verschlage ihnen jede Kreativität, sollten sie doch erst einmal kräftig gegen den Strich bürsten. Beispiele
dafür liefert der Hambuger Künstler Horst Papenhausen, der einen „Flach“bettscanner eben nicht flach, sondern dreidimensional einsetzt, ihn einfach hochkant aufstellt und damit Aktmodelle einscannt.
Ebenso benutzt er den von der Gebrauchsanweisung für Bücher verdammten Handscanner auch zum „Ablesen“ von Objekten und Körperteilen. Die Liste der Experimente ist lang und jeder kann sie zu Hause mit
etwas Widerstand gegen seine Handbücher erweitern. In den Standardsoftwarepaketen befinden sich Programme, die oft erst richtig spannend werden, wenn man sie etwas zweckentfremdet. Ein
Texterkennungsprogramm wirft die schrägsten Resultate aus, wenn man es statt mit Texten einfach mal mit Bildern füttert, und auch ein Spracherkennungsprogramm kann sich - einmal um die Ecke
eingesetzt auf onomatopoetische Höhenflüge begeben.
Was für den Kulturfreak gut auszuprobieren ist und einen etwas anderen Blick auf sein alltägliches Arbeitsgerät wirft, ist für den Künstler Papenhausen das Ergebnis
einer jahrelangen Recherche. Das „räumliche Sehen“ eines Scanners weicht stark von allem Bekannten ab, Papenhausens „Abzüge“ haben einen Hauch von Technik, dem sie sich aber gleich wieder
entziehen. (Caro Mutz)