Zur Serie „Epigonmania A-Z“

 

1983 - 1988

 

Die Reproduktion, das Buch, der Katalog eine wesentliche Form der Rezeption von Malerei. In den umfassenden Werken finden wir alphabetische Künstlerverzeichnisse. Ohne Rücksicht auf den Absolutheitsanspruch so mancher Programme, Schulen, Vereinigungen und Ismen stehen hier die Künstler nebeneinander: bloßer Name, der visuelle Bezug nur hergestellt über schwarzweiße Buchstabenketten, Zahlenreihen, steif und schräg und ff... Im Kopf des Lesers läuft ein Museum ab, eine Ausstellung gegensätzlichster Malerei mit der Leerstelle des unbekannten Malers. Sie formen sich zu einem Gesamtbild.

Was mich betrifft, denke ich dabei nicht an ganze Bilder, Serien oder gar Lebenswerke. Nein, Verkehrsgeräusch eines Bahnhofvorplatzes, irgendwelche Fetzen, Bildfragmente, vermengt aus mehreren Bildern als Quintessenz eines Oeuvres schwirren durch den Kopf, verdrängen andere Zitate und verblassen vor neuen Details.

In jedem Buchstaben findet sich die Entwicklung der Malerei als Zusammenhang wieder. A, B, C, … 26 Bilder, strenges Alphabet, keine Reduzierung, weil bei geeigneter Argumentation nur D wie Marcel Duchamp oder R wie Ad Reinhardt übrig bleiben, keine Erweiterung, weil die Unterteilung von M in Mama, Meer, Minz, Moa und Muz unendlich viele zuließe. Für die Zahl der Buchstaben des Alphabets bin ich nicht verantwortlich, aber für jede Veränderung, die ich fadenscheinig legitimieren müsste, und das wäre die Ausschaltung des historischen Zufallsproduktes Alphabet.

Die Serie Epigonmania A-Z ist 1983 begonnen und 1985 mit Z vorläufig abgeschlossen. Ab 1988 arbeite ich an einer zweiten Fassung. Diese zweite Fassung ist eine Überarbeitung oder auch Übermalung der ersten Fassung, soweit die Bilder noch in meinem Besitz sind. Für die Bilder C, D, G, H, I, J, K, O, Q, U, V die nicht mehr in meinem Besitz sind, sollte eine weiße Leinwand stehen, das heißt, ich finge von vorne an. Leider sind die Leinwºnde noch nicht aufgeyogen.

Juni 2016 hat der 3. Durchgang mit den restlichen 10 Bildern in nicht-alphabetischer Reihenfolge begonnen.

Sieht man von einer zukünftigen Warte den Entstehungsprozess der gesamten Serie nach der 1., 2., 3., ..n-ten Fassung, so würde das Bild einer Spirale entstehen, aus der ab und an ein Bild zu einem Erwerber in den leeren Raum entflieht.